Rosa Rosenstein

Rosa Rosenstein wurde im Jahr 1907 als Tochter einer jüdischen Familie in Berlin geboren. Rosa arbeitete in der Schneiderei ihres Vaters. Sie war verheiratet und hatte zwei Kinder. Gemeinsam mit ihrer Familie floh sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Budapest, wo sie den Krieg überlebte.

Ihre Geschichte und Fotos Zusammenfassung Gesamtes Interview

Rosa Rosenstein wurde im Jahr 1907 als Tochter einer galizisch-jüdischen Familie in Berlin geboren. Ihr Vater war Schneider und arbeitete von zu Hause aus. Später besaß er einen Großhandel für Herrenbekleidung und mehrere Einzelhandelsgeschäfte in Berlin. Ihre Mutter hatte in Galizien nur ein Jahr lang die Schule besucht,während ihre sieben Brüder alle studierten, da ihre Eltern der Meinung waren, dass Bildung für Mädchen nicht wichtig sei; dennoch brachte sie sich selbst das Lesen und Schreiben bei und war ein Bücherwurm, und ihre Tochter Rosa ebenso. Rosa war die älteste von vier Geschwistern und hatte zwei Schwestern, Betty und Erna, und einen Bruder, Anschel, den sie nur Anschi nannten.

In dem von Centropa 2002 geführten Interview erzählt Rosa, dass ihre Familie in Berlin ein gutes Leben hatte. Sie lebten in einer Vier-Zimmer-Wohnung in der Templiner Straße und es fehlte ihnen nie an etwas. Im Sommer ging Rosa mit ihren Freundinnen auf den Berliner Seen schwimmen und paddeln. Als Kind achtete Rosa nicht so sehr auf ihr Äußeres, was dazu führte, dass ihre Mutter sie schimpfte, weil sie sich nicht um ihre Kleidung kümmerte. Die Familie führte einen koscheren Haushalt, und Rosas Eltern gingen regelmäßig in die Synagoge.

Rosa besuchte eine jüdische Mädchenschule in Berlin und hatte nicht viele nicht-jüdische Freunde. Mit fünfzehn Jahren musste sie auf Anordnung ihres Vaters die Schule verlassen, um ein Jahr lang die Handelsakademie zu besuchen und anschließend in seiner Schneiderei zu arbeiten. Dort lernte Rosa ihren ersten Ehemann, Michael Weisz, kennen, der Ungar war und ebenfalls als Schneider arbeitete. Etwa ein Jahr später heirateten Rosa und Michi in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin. Ihre erste Tochter, Bessy, wurde 1929 geboren, ihre zweite Tocher Lilly 1933. Sie sagte, dass sie kein zweites Kind geplant hatte.

Rosas Geschwister Erna, Betty und Anschi emigrierten zu Beginn der 1930er Jahre nach Palästina. Nachdem Rosas Vater 1938 kurz nach den Novemberpogromen nach Polen deportiert worden war, beschlossen ihre Eltern, sofort nach Palästina zu gehen, zusammen mit Rosas letzter Schwester Cilly. Es war das letzte Mal, dass Rosa ihren Vater sah, der 1947 starb. Als sich die Situation für Juden in Deutschland verschlechterte, gingen Rosa und ihr Mann Michi nach Budapest, wo Michis Familie lebte und eine Bäckerei besaß. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte Rosa für ihre Töchter noch Einreisegenehmigungen nach Palästina organisiert. In Ungarn wurde Rosa zwei Mal verhaftet: Beim ersten Mal wurden sie und ihre Töchter in ein Internierungslager geschickt, getrennt von ihrem Mann, der im Männerbereich des Lagers untergebracht war. Als Rosas Eltern schriftlich anboten, Bessy und Lilly in ihrem Haus in Palästina aufzunehmen, nahmen sie das Angebot an und schickten ihre Kinder weg. Rosa konnte die Kinder trotz ihrer Internierung zum Bahnhof begleiten und wurde später vorübergehend aus dem Internierungslager entlassen. Michi wurde nicht entlassen, sondern zum Arbeitsdienst nach Kiew in der Sowjetunion geschickt, wo er starb.

Rosa wurde daraufhin Witwe. Nach einer zweiten Verhaftung und Internierung in einem Budapester Gefängnis zusammen mit 400 anderen jüdischen Frauen entging Rosa der Deportation nur, weil es nicht genügend Züge gab. Auf der Suche nach einem Versteck ging sie zu einem Bekannten, wo sie ihren zweiten Mann, Alfred Rosenstein, einen Wiener, kennenlernte. Im Juni 1945 bekamen sie einen Sohn, Georg. Als der Krieg zu Ende war, überlegten Alfred und Rosa, wohin sie gehen sollten: Rosa wollte nach Palästina, um bei ihren Kindern und Eltern zu sein, aber Alfred argumentierte, dass er keinen geeigneten Beruf hatte, um dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er wollte nach Österreich gehen, um einen Entschädigungsantrag für das arisierte Restaurant seiner Familie in Wien zu stellen. Drei österreichische Richter lehnten den Antrag jedoch ab, und Alfred bekam keinen Pfennig. Das Ehepaar blieb weiterhin in Wien, während Rosas Mutter und ihre Töchter im neu gegründeten Staat Israel blieben. Ihr und Alfreds Sohn Georg zog ebenfalls nach Israel, um in einem Kibbuz zu leben.

Alfred starb 1961. Rosa lebte bis zu ihrem Tod im Februar 2005 in Wien. Sie sagte, sie habe die Österreicher*innen nie gemocht, während sie Berlin gerne besuchte. Allerdings konnte sie sich nie dazu durchringen, das alte Haus ihrer Familie in der Templiner Straße aufzusuchen.

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